Die evangelische Kaiser-Friedrich-Gedächtniskirche (verkürzend auch: KFG) befindet sich in der Händelallee 20 im Berliner Ortsteil Hansaviertel des Bezirks Mitte. Sie liegt am Rande des Großen Tiergartens. Der moderne Kirchenbau des Architekten Ludwig Lemmer aus dem Jahr 1957 ersetzt einen 1892–1895 von Johannes Vollmer errichteten und im Zweiten Weltkrieg zerstörten, neugotischen Vorgängerbau.
Eine Parochie im neu angelegten Hansaviertel entstand in den 1880er Jahren. Der Bau der ersten Kirche wurde von Kaiser Wilhelm II. unterstützt, dessen Vater Friedrich III. als Namenspatron diente. Der Sakralbau zeichnete sich vor allem durch die reiche Ausgestaltung des Kircheninnern aus. Der Einweihung der Kirche folgte die Bildung einer eigenständigen Kaiser-Friedrich-Gedächtnisgemeinde.
Der Neubau der Kirche in der Nachkriegszeit fand im Kontext der Internationalen Bauausstellung 1957 statt. Die Materialien Beton, Aluminium und Glas bestimmen das Äußere des Gebäudes. Spenden von Privatpersonen und Körperschaften ermöglichten wie beim Vorgängerbau eine aufwendige Ausschmückung des Kircheninnern unter Beteiligung namhafter Künstler.
Die Kaiser-Friedrich-Gedächtniskirche gehört neben der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und der Königin-Luise-Gedächtniskirche zu den drei noch existierenden Gedächtniskirchen Berlins, die Mitglieder des Hauses Hohenzollern ehren.
Die Kirche und das dazugehörige Pfarr- und Gemeindehaus stehen unter Denkmalschutz und liegen im Gebiet des Kirchenkreises Berlin Stadtmitte (KKBS) der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO).
Die städtebauliche Entwicklung des Hansaviertels begann 1872, die ersten Bauten entstanden 1875 im Süden des Areals. Von älteren Bauwerken in dem zuvor landwirtschaftlich genutzten Gebiet blieb nur die von Karl Friedrich Schinkel 1824 gestaltete Villa Finkenherd erhalten. Das Ende der 1870er Jahre zum beliebten Gartenlokal Charlottenhof umgewandelte Gebäude lag in der Händelstraße (ab 1935: Händelallee).[1]
Im Hansaviertel lebten überwiegend Protestanten. Sie gehörten zunächst zur Parochie der mehr als zwei Kilometer entfernt liegenden, heute nicht mehr existierenden Dorotheenstädtischen Kirche in der Dorotheenstraße im heutigen Ortsteil Mitte. Ab den 1880er Jahren gab es Bemühungen, für sie einen näher gelegenen Versammlungsort zu schaffen. Einen 1882 gestellten Antrag zur Einrichtung eines Gebetsraums im Schloss Bellevue entschied der preußische Kultusminister jedoch abschlägig. So nutzten die protestantischen Bewohner des Hansaviertels ab Heiligabend 1886 einen Raum des Charlottenhofs als Kirchensaal. Der Gaststättenbetrieb störte jedoch die Gottesdienste, sodass 1891 ein Grundstück in der Bachstraße gepachtet wurde, nahe dem S-Bahnhof Tiergarten. Darauf errichtete die Gemeinde eine Kapelle in Fachwerkbauweise mit 200 Sitzplätzen. Die Einweihung fand am zweiten Adventssonntag 1891 statt. Eine eigene Pfarrstelle für den Bereich Tiergarten war bereits 1890 eingerichtet worden.
ie Kapelle war wegen der raschen Entwicklung des Hansaviertels (etwa 6000 Menschen zählten bereits zur neuen Parochie) nur als Zwischenlösung gedacht. Das Berliner Konsistorium der märkischen Kirchenprovinz der altpreußischen Landeskirche und der preußische Kultusminister befürworteten einen Kirchenneubau. Das vom Staat in Aussicht gestellte Baugelände an der Händelstraße, direkt östlich des Charlottenhofs, erwies sich allerdings als sumpfig und daher ungünstig. Die eigentlich begüterte Dorotheenstädtische Gemeinde zögerte wegen finanzieller Risiken, den Bau in Angriff zu nehmen. Man verwarf die Bedenken jedoch, als Kaiser Wilhelm II. 1892 das Vorhaben befürwortete und dafür sorgte, dass das Grundstück von 33a der Gemeinde vom Fiskus kostenfrei zur Verfügung gestellt wurde. Die feierliche Grundsteinlegung fand am 18. Oktober 1892 statt, dem Geburtstag von Wilhelms Vater, Kaiser Friedrich III., dessen Name die Kirche tragen sollte. Neben Kaiser Wilhelm und Reichskanzler Leo von Caprivi wohnten der Zeremonie viele staatliche, militärische und geistliche Würdenträger sowie Mitglieder der kaiserlichen Familie bei.
Kaiser Wilhelm war einer Empfehlung der Kirchengemeinde gefolgt und hatte im September 1892 aus zwei vorgelegten Entwürfen, einer von Johannes Vollmer und der andere von Max Spitta stammend, den ersteren ausgewählt. Die Bauarbeiten unterstanden dem Architekten Robert Leibnitz. Probleme verzögerten den Baubeginn aber bis August 1893. Die Fundamentierung des Bauwerks erwies sich aufgrund des hohen Grundwasserspiegels im nördlichen Tiergarten als aufwendig. Die Bauaufsicht verlangte Änderungen an Vollmers Entwürfen, da sie der Statik des Gebäudes misstraute, und die vom Architekten veranschlagten Baukosten stellten sich schnell als unrealistisch niedrig heraus. Sie erreichten trotz Vereinfachung des Entwurfs schließlich hohe 578.000 Mark (inflationsbereinigt in heutiger Währung: rund 3.579.000 Euro), die Innenausstattung mitkalkuliert. Ein Antrag des Berliner Magistrats, nachträglich Gelder für den Bau der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche (250.000 Mark) und der Kaiser-Friedrich-Gedächtniskirche (50.000 Mark) aus kommunalen Mitteln zur Verfügung zu stellen, scheiterte im März 1896 deutlich in der Stadtverordnetenversammlung. Der Sozialdemokrat Ewald Vogtherr fasste die Mehrheitsmeinung zusammen, als er erklärte, man habe nicht das Bedürfnis, sich „an einem Akt der Verherrlichung lebender oder verstorbener Fürsten in irgendeiner Form zu beteiligen.“
Der Gemeindevorstand, der nur 300.000 Mark (heute: rund 1.978.000 Euro) aus eigenen Mitteln zur Verfügung stellen konnte, sah sich gezwungen, um Spenden zu werben, ein Umstand, den die Kreuzzeitung aufgrund der Prominenz des Projekts kritisch kommentierte. Nach anfänglicher Zurückhaltung finanzierten eine Reihe von Privatpersonen, Institutionen und die Kaiserfamilie große Teile vor allem der inneren Ausschmückung der Kirche.
Die Weihe der Kirche fand am 21. Oktober 1895 in festlichem Rahmen statt. In den Monaten zuvor waren bereits zwei weitere Berliner Kirchen eingeweiht worden, die zum Gedenken an zwischen 1888 und 1890 verstorbene Mitglieder des Hauses Hohenzollern entstanden waren. Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche am heutigen Breitscheidplatz erinnerte an Wilhelm I. und die heute nicht mehr existierende Kaiserin-Augusta-Kirche (auch: Gnadenkirche) im Invalidenpark an seine Gattin Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach.
Zum Jahreswechsel 1895/1896 löste sich die Parochie der Kaiser-Friedrich-Gedächtniskirche von der Dorotheenstädtischen Mutterkirche und bildete eine eigene Gemeinde. Das Eigentum am Kirchengrundstück wurde 1900 auf diese übertragen.
Die erste Kaiser-Friedrich-Gedächtniskirche wurde als einschiffige neugotische Hallenkirche im Stil des Historismus auf dem Grundriss eines lateinischen Kreuzes mit kurzen Armen errichtet. Der Abschluss des Chores war gerade. Auf das von zwei gleich hohen Fenstern flankierte nördliche Hauptportal führte die vom Hansaplatz kommende Lessingstraße zu. Portal und Fenster waren spitzbogig mit Wimpergen ausgeführt. Über dem Hauptportal befand sich eine große Rosette. Ein speziell für den Monarchen und seine Familie an der Ostseite der Kirche erbautes Kaiserportal ermöglichte einen direkten Zutritt zur Hofloge seitlich des Altars. Die Sakristei befand sich westlich des Chores. Der auf quadratischem Grundriss stehende, schlanke Turm lag im nordöstlichen Winkel zwischen Lang- und Querhaus. Diese statisch begründete, asymmetrische Position widersprach den Konventionen der zeitgenössischen Kirchenarchitektur. Der Turm war 72 Meter hoch und besaß ein offenes Glockengeschoss mit einem polygonalen Helm. Die hohen Grundmauern bestanden aus Basaltlava, die übrigen Außenmauern waren mit rotem Backstein und schwarzem rheinischem Tuff verblendet. Die waagerechte Gliederung erfolgte durch filigran gearbeitete Sandsteinelemente.
Das Kircheninnere zeigte sich gewölbt mit einem beherrschenden Chorbogen vor einer fast quadratischen Apsis. Gegenüber lag die große Orgelempore. Auch das Querhaus wies beidseitig Emporen auf. Altar, Taufstein und Kanzel waren aus istrischem Kalkstein gearbeitet. Die mit Säulen und Engelsköpfen verzierte Kanzel befand sich an der westlichen Stirnwand, der Taufstein unter der westlichen Querhausempore. Die östliche Querhausempore besaß einen Zugang zum Glockenturm. Den Altar krönte ein retabelartiger Aufbau mit zwei sitzenden Engelsfiguren. Die Gestaltung des Altars unterstand Paul Nisse, das Kruzifix auf dem Aufsatz stammte von Emil Cauer dem Jüngeren. Eine Bronzebüste von Friedrich III. hatte der Bildhauer Joseph Uphues in Abstimmung mit der Witwe Victoria geschaffen. Der Fußboden der Kirche war mit Mosaiken ausgelegt. Der Kirchenbau bot 800 Besuchern Platz.
Mit Ziegeln ausgeführte Architekturelemente rahmten die hellen Wandflächen des Kircheninnern ein. Über Kanzel- und Hofloge befanden sich Ornamente, darüber erhob sich ein aus Glasmosaik gestalteter Triumphbogen. Er zeigte zwölf Lämmer, je sechs vor den Toren Jerusalems und Betlehems stehend, mit Jesus als über allen wachenden Guten Hirten. Ein Mosaik im Chorgewölbe gestaltete Szenen aus der Passionsgeschichte mit Jesus auf dem Weg von Gethsemane nach Jerusalem. Die Mosaiken fertigte die Firma Puhl & Wagner aus Neukölln. Das vom Kaiser und seiner Familie gespendete, mehrgliedrige Chorfenster zeigte in der oberen Rose den triumphierenden Christus, darunter die Apostel Paulus und Petrus und in den kleineren Fensterelementen Szenen aus der Apostelgeschichte. Weitere große Glasfenster befanden sich im Querhaus und bildeten andere Apostel sowie alttestamentliche Propheten ab. Die Glasfenster stammten größtenteils aus Londoner Werkstätten.
Die Abweichung von der herkömmlichen Ostung führte zu Nachteilen für die Beleuchtung. Die Farben der Glasfenster im Chor entwickelten erst zur Mittagszeit ihre volle Strahlkraft, wirkten dann aber blendend und störten die Farbwirkung des restlichen Gebäudeschmucks. Das Centralblatt der Bauverwaltung urteilte im November 1895, dieser Fall zeige, „wie wohl man thut, die auf kluger Berechnung und reicher Erfahrung beruhende Überlieferung im Kirchenbau nicht ohne zwingende Gründe preiszugeben.“
Die Glocken der Kirche wurden in der Glockengießerei in Apolda aus vom Kaiser zur Verfügung gestellter Bronze gegossen, die von im Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871 erbeuteten Kanonen stammte. Die Glocken erhielten die Bezeichnungen Friedrich, Deutschland, Wörth und Sedan, wobei die letzten zwei Namen auf siegreiche Schlachten des Krieges verwiesen. Die Sedan-Glocke trug ein Eisernes Kreuz und die Aufschrift „Der Sieg kommt vom Herrn“. Die Glocken waren auf die Töne A–C–D–E gestimmt und sollten mit den fünf Glocken der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche (D–F–A–B–C) einen harmonischen Gesamteindruck bilden. Die Glocken mussten bei einer Metallsammlung während des Ersten Weltkriegs abgegeben werden und wurden eingeschmolzen. Es verblieb nur ein kleines Geläut.
Die Kirche erhielt eine von Ernst Röver geschaffene Orgel mit Röhrenpneumatik-Traktur und 50 Stimmen, das erste Instrument dieser Funktionsweise in Berlin. Das Gehäuse schuf der Wernigeroder Holzbildhauer Gustav Kuntzsch. 1929 wurde das Instrument durch eine dreimanualige Orgel der Firma E. F. Walcker & Cie aus Ludwigsburg mit 2825 Pfeifen auf 36 Stimmen und 4 Transmissionen (Opus 2237) ersetzt. Die Bauweise dieses Instruments deutete bereits auf die reformerischen Bestrebungen der sogenannten „Orgelbewegung“ voraus.
Eine Parochie im neu angelegten Hansaviertel entstand in den 1880er Jahren. Der Bau der ersten Kirche wurde von Kaiser Wilhelm II. unterstützt, dessen Vater Friedrich III. als Namenspatron diente. Der Sakralbau zeichnete sich vor allem durch die reiche Ausgestaltung des Kircheninnern aus. Der Einweihung der Kirche folgte die Bildung einer eigenständigen Kaiser-Friedrich-Gedächtnisgemeinde.
Der Neubau der Kirche in der Nachkriegszeit fand im Kontext der Internationalen Bauausstellung 1957 statt. Die Materialien Beton, Aluminium und Glas bestimmen das Äußere des Gebäudes. Spenden von Privatpersonen und Körperschaften ermöglichten wie beim Vorgängerbau eine aufwendige Ausschmückung des Kircheninnern unter Beteiligung namhafter Künstler.
Die Kaiser-Friedrich-Gedächtniskirche gehört neben der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und der Königin-Luise-Gedächtniskirche zu den drei noch existierenden Gedächtniskirchen Berlins, die Mitglieder des Hauses Hohenzollern ehren.
Die Kirche und das dazugehörige Pfarr- und Gemeindehaus stehen unter Denkmalschutz und liegen im Gebiet des Kirchenkreises Berlin Stadtmitte (KKBS) der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO).
Die städtebauliche Entwicklung des Hansaviertels begann 1872, die ersten Bauten entstanden 1875 im Süden des Areals. Von älteren Bauwerken in dem zuvor landwirtschaftlich genutzten Gebiet blieb nur die von Karl Friedrich Schinkel 1824 gestaltete Villa Finkenherd erhalten. Das Ende der 1870er Jahre zum beliebten Gartenlokal Charlottenhof umgewandelte Gebäude lag in der Händelstraße (ab 1935: Händelallee).[1]
Im Hansaviertel lebten überwiegend Protestanten. Sie gehörten zunächst zur Parochie der mehr als zwei Kilometer entfernt liegenden, heute nicht mehr existierenden Dorotheenstädtischen Kirche in der Dorotheenstraße im heutigen Ortsteil Mitte. Ab den 1880er Jahren gab es Bemühungen, für sie einen näher gelegenen Versammlungsort zu schaffen. Einen 1882 gestellten Antrag zur Einrichtung eines Gebetsraums im Schloss Bellevue entschied der preußische Kultusminister jedoch abschlägig. So nutzten die protestantischen Bewohner des Hansaviertels ab Heiligabend 1886 einen Raum des Charlottenhofs als Kirchensaal. Der Gaststättenbetrieb störte jedoch die Gottesdienste, sodass 1891 ein Grundstück in der Bachstraße gepachtet wurde, nahe dem S-Bahnhof Tiergarten. Darauf errichtete die Gemeinde eine Kapelle in Fachwerkbauweise mit 200 Sitzplätzen. Die Einweihung fand am zweiten Adventssonntag 1891 statt. Eine eigene Pfarrstelle für den Bereich Tiergarten war bereits 1890 eingerichtet worden.
ie Kapelle war wegen der raschen Entwicklung des Hansaviertels (etwa 6000 Menschen zählten bereits zur neuen Parochie) nur als Zwischenlösung gedacht. Das Berliner Konsistorium der märkischen Kirchenprovinz der altpreußischen Landeskirche und der preußische Kultusminister befürworteten einen Kirchenneubau. Das vom Staat in Aussicht gestellte Baugelände an der Händelstraße, direkt östlich des Charlottenhofs, erwies sich allerdings als sumpfig und daher ungünstig. Die eigentlich begüterte Dorotheenstädtische Gemeinde zögerte wegen finanzieller Risiken, den Bau in Angriff zu nehmen. Man verwarf die Bedenken jedoch, als Kaiser Wilhelm II. 1892 das Vorhaben befürwortete und dafür sorgte, dass das Grundstück von 33a der Gemeinde vom Fiskus kostenfrei zur Verfügung gestellt wurde. Die feierliche Grundsteinlegung fand am 18. Oktober 1892 statt, dem Geburtstag von Wilhelms Vater, Kaiser Friedrich III., dessen Name die Kirche tragen sollte. Neben Kaiser Wilhelm und Reichskanzler Leo von Caprivi wohnten der Zeremonie viele staatliche, militärische und geistliche Würdenträger sowie Mitglieder der kaiserlichen Familie bei.
Kaiser Wilhelm war einer Empfehlung der Kirchengemeinde gefolgt und hatte im September 1892 aus zwei vorgelegten Entwürfen, einer von Johannes Vollmer und der andere von Max Spitta stammend, den ersteren ausgewählt. Die Bauarbeiten unterstanden dem Architekten Robert Leibnitz. Probleme verzögerten den Baubeginn aber bis August 1893. Die Fundamentierung des Bauwerks erwies sich aufgrund des hohen Grundwasserspiegels im nördlichen Tiergarten als aufwendig. Die Bauaufsicht verlangte Änderungen an Vollmers Entwürfen, da sie der Statik des Gebäudes misstraute, und die vom Architekten veranschlagten Baukosten stellten sich schnell als unrealistisch niedrig heraus. Sie erreichten trotz Vereinfachung des Entwurfs schließlich hohe 578.000 Mark (inflationsbereinigt in heutiger Währung: rund 3.579.000 Euro), die Innenausstattung mitkalkuliert. Ein Antrag des Berliner Magistrats, nachträglich Gelder für den Bau der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche (250.000 Mark) und der Kaiser-Friedrich-Gedächtniskirche (50.000 Mark) aus kommunalen Mitteln zur Verfügung zu stellen, scheiterte im März 1896 deutlich in der Stadtverordnetenversammlung. Der Sozialdemokrat Ewald Vogtherr fasste die Mehrheitsmeinung zusammen, als er erklärte, man habe nicht das Bedürfnis, sich „an einem Akt der Verherrlichung lebender oder verstorbener Fürsten in irgendeiner Form zu beteiligen.“
Der Gemeindevorstand, der nur 300.000 Mark (heute: rund 1.978.000 Euro) aus eigenen Mitteln zur Verfügung stellen konnte, sah sich gezwungen, um Spenden zu werben, ein Umstand, den die Kreuzzeitung aufgrund der Prominenz des Projekts kritisch kommentierte. Nach anfänglicher Zurückhaltung finanzierten eine Reihe von Privatpersonen, Institutionen und die Kaiserfamilie große Teile vor allem der inneren Ausschmückung der Kirche.
Die Weihe der Kirche fand am 21. Oktober 1895 in festlichem Rahmen statt. In den Monaten zuvor waren bereits zwei weitere Berliner Kirchen eingeweiht worden, die zum Gedenken an zwischen 1888 und 1890 verstorbene Mitglieder des Hauses Hohenzollern entstanden waren. Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche am heutigen Breitscheidplatz erinnerte an Wilhelm I. und die heute nicht mehr existierende Kaiserin-Augusta-Kirche (auch: Gnadenkirche) im Invalidenpark an seine Gattin Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach.
Zum Jahreswechsel 1895/1896 löste sich die Parochie der Kaiser-Friedrich-Gedächtniskirche von der Dorotheenstädtischen Mutterkirche und bildete eine eigene Gemeinde. Das Eigentum am Kirchengrundstück wurde 1900 auf diese übertragen.
Die erste Kaiser-Friedrich-Gedächtniskirche wurde als einschiffige neugotische Hallenkirche im Stil des Historismus auf dem Grundriss eines lateinischen Kreuzes mit kurzen Armen errichtet. Der Abschluss des Chores war gerade. Auf das von zwei gleich hohen Fenstern flankierte nördliche Hauptportal führte die vom Hansaplatz kommende Lessingstraße zu. Portal und Fenster waren spitzbogig mit Wimpergen ausgeführt. Über dem Hauptportal befand sich eine große Rosette. Ein speziell für den Monarchen und seine Familie an der Ostseite der Kirche erbautes Kaiserportal ermöglichte einen direkten Zutritt zur Hofloge seitlich des Altars. Die Sakristei befand sich westlich des Chores. Der auf quadratischem Grundriss stehende, schlanke Turm lag im nordöstlichen Winkel zwischen Lang- und Querhaus. Diese statisch begründete, asymmetrische Position widersprach den Konventionen der zeitgenössischen Kirchenarchitektur. Der Turm war 72 Meter hoch und besaß ein offenes Glockengeschoss mit einem polygonalen Helm. Die hohen Grundmauern bestanden aus Basaltlava, die übrigen Außenmauern waren mit rotem Backstein und schwarzem rheinischem Tuff verblendet. Die waagerechte Gliederung erfolgte durch filigran gearbeitete Sandsteinelemente.
Das Kircheninnere zeigte sich gewölbt mit einem beherrschenden Chorbogen vor einer fast quadratischen Apsis. Gegenüber lag die große Orgelempore. Auch das Querhaus wies beidseitig Emporen auf. Altar, Taufstein und Kanzel waren aus istrischem Kalkstein gearbeitet. Die mit Säulen und Engelsköpfen verzierte Kanzel befand sich an der westlichen Stirnwand, der Taufstein unter der westlichen Querhausempore. Die östliche Querhausempore besaß einen Zugang zum Glockenturm. Den Altar krönte ein retabelartiger Aufbau mit zwei sitzenden Engelsfiguren. Die Gestaltung des Altars unterstand Paul Nisse, das Kruzifix auf dem Aufsatz stammte von Emil Cauer dem Jüngeren. Eine Bronzebüste von Friedrich III. hatte der Bildhauer Joseph Uphues in Abstimmung mit der Witwe Victoria geschaffen. Der Fußboden der Kirche war mit Mosaiken ausgelegt. Der Kirchenbau bot 800 Besuchern Platz.
Mit Ziegeln ausgeführte Architekturelemente rahmten die hellen Wandflächen des Kircheninnern ein. Über Kanzel- und Hofloge befanden sich Ornamente, darüber erhob sich ein aus Glasmosaik gestalteter Triumphbogen. Er zeigte zwölf Lämmer, je sechs vor den Toren Jerusalems und Betlehems stehend, mit Jesus als über allen wachenden Guten Hirten. Ein Mosaik im Chorgewölbe gestaltete Szenen aus der Passionsgeschichte mit Jesus auf dem Weg von Gethsemane nach Jerusalem. Die Mosaiken fertigte die Firma Puhl & Wagner aus Neukölln. Das vom Kaiser und seiner Familie gespendete, mehrgliedrige Chorfenster zeigte in der oberen Rose den triumphierenden Christus, darunter die Apostel Paulus und Petrus und in den kleineren Fensterelementen Szenen aus der Apostelgeschichte. Weitere große Glasfenster befanden sich im Querhaus und bildeten andere Apostel sowie alttestamentliche Propheten ab. Die Glasfenster stammten größtenteils aus Londoner Werkstätten.
Die Abweichung von der herkömmlichen Ostung führte zu Nachteilen für die Beleuchtung. Die Farben der Glasfenster im Chor entwickelten erst zur Mittagszeit ihre volle Strahlkraft, wirkten dann aber blendend und störten die Farbwirkung des restlichen Gebäudeschmucks. Das Centralblatt der Bauverwaltung urteilte im November 1895, dieser Fall zeige, „wie wohl man thut, die auf kluger Berechnung und reicher Erfahrung beruhende Überlieferung im Kirchenbau nicht ohne zwingende Gründe preiszugeben.“
Die Glocken der Kirche wurden in der Glockengießerei in Apolda aus vom Kaiser zur Verfügung gestellter Bronze gegossen, die von im Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871 erbeuteten Kanonen stammte. Die Glocken erhielten die Bezeichnungen Friedrich, Deutschland, Wörth und Sedan, wobei die letzten zwei Namen auf siegreiche Schlachten des Krieges verwiesen. Die Sedan-Glocke trug ein Eisernes Kreuz und die Aufschrift „Der Sieg kommt vom Herrn“. Die Glocken waren auf die Töne A–C–D–E gestimmt und sollten mit den fünf Glocken der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche (D–F–A–B–C) einen harmonischen Gesamteindruck bilden. Die Glocken mussten bei einer Metallsammlung während des Ersten Weltkriegs abgegeben werden und wurden eingeschmolzen. Es verblieb nur ein kleines Geläut.
Die Kirche erhielt eine von Ernst Röver geschaffene Orgel mit Röhrenpneumatik-Traktur und 50 Stimmen, das erste Instrument dieser Funktionsweise in Berlin. Das Gehäuse schuf der Wernigeroder Holzbildhauer Gustav Kuntzsch. 1929 wurde das Instrument durch eine dreimanualige Orgel der Firma E. F. Walcker & Cie aus Ludwigsburg mit 2825 Pfeifen auf 36 Stimmen und 4 Transmissionen (Opus 2237) ersetzt. Die Bauweise dieses Instruments deutete bereits auf die reformerischen Bestrebungen der sogenannten „Orgelbewegung“ voraus.
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Coordenadas GPS
Lat : 52.51541 - Lon : 13.34294
N52° 30' 55.476 " E13° 20' 34.584"
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